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Channel: Strassenkunst –«KulturStattBern»
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Alles live, alles hier, alles jetzt

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Hat die Performance als Kunstform vielleicht ein Präsenz-Problem, im Sinne von past, present, future? Man konnte nicht umhin, sich das zu fragen, wenn am Eröffnungsabend des Bone die Wiederaufnahme einer Wiederaufnahme programmiert wird. Das Unsichtbarst-Solo von Anna Huber hat auch schon zwanzig Jahre auf dem Buckel. Könnte man also wieder einmal zeigen, das stimmt, zumal das Stück

in einer extrem exponierten performativen Situation den Blick auf einen sich wandelnden Körper untersucht. Sehen und gesehen werden; zeigen, darstellen, verstecken. Wer schaut wem zu? Die Arbeit stellt ihrem um diese Jahre älteren Körper und ihrem Selbst als Tanz-Performerin heute veränderte Fragen und öffnet neue Möglichkeiten und Freiheiten.

Aha. Veränderte Fragen. Man hätte da vielleicht an Digitalisierung gedacht, #perfectbodies und so. Dazu dann aber nicht so viel. Es ging und geht da um sehr Persönliches, man könnte auch sagen Selbst-bezogenes, und so bleiben die wohl eher subtilen Veränderungen allen verborgen, die sich nicht zu den Huber-Aficionados zählen und das Stück sowieso schon kennen und vielleicht auch schon das Zehnjährige in der Dampfzentrale begangen haben. #Kunstfüreingeweihte und so, aber das wäre ein anderes Thema.

Immerhin sehr passend dazu: «Eine Einigelung» draussen in der Gasse, von Christoph Rütimann. Das hat dann auch dieses Augenzwinkern, das die grosse Metaphorik ein wenig leichter werden lässt. Noch ist da vor allem ein Haufen Holz, aber so langsam zeichnet sich schon ab, wohin das führt, bis Ende Woche. Ein hermetischer Zirkel der sehr physischen Art, und im Inneren: Wohin man auch blickt – Brett vor dem Kopf.

Was einen zurück zur Präsenz bringt, denn gerade Rütimanns Arbeit lebt ja vom Werden, vom Live-Moment, dem man beiwohnen kann. Wie er aufs Geratwohl ein Stück Abfallholz aus der Beige pflückt und es zu seiner prekären Skulptur hinzufügt und dabei mit der Nagelpistole kämpft. Das wäre dann auch der kleinste gemeinsame Nenner des Performativen, heute: Dieses Jetzt-und-Hier-Sein. Kein Zufall wohl, dass sich das Bone dieses Jahr gewissermassen ein zweites Festival gönnt: B for Music, kuratiert von San Keller. Ist die Musik doch Methode der Wahl, wenn es ums Präsenz-Herstellen (und natürlich auch Past-Präsent-Futur-Verklären) geht. Wir kommen darauf zurück.

Der Beitrag Alles live, alles hier, alles jetzt erschien zuerst auf «KulturStattBern».


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